Zum Besuch in der Emil Nolde-Ausstellung im Hamburger Bahnhof, Berlin
Zugegeben, auch ich war Nolde-Fan. Was für Farben! Er konnte insbesondere Landschafts-Stimmungen erfassen.
Gestern war ich in o.g. Ausstellung und kam erschüttert wieder raus. Es ist eine sehr empfehlenswerte Ausstellung, da sehr informativ. Man braucht Stehvermögen. Denn hier geht es um Texte mit Begleitbildern und nicht wie sonst üblich um eine Gemäldeausstellung.
Mein Nolde-Bild hat sich total gewandelt. Wie gesagt, ich war erschüttert über die jahrzehntelange bewusste Verherrlichung eines Nazi-Malers. Nolde war Nazi durch und durch und biederte sich selbst bei Hitler an. Als über seine Heiligen-Bilder gelacht wurde, schaltete er auf unverfängliche Blumen- und Landschaftsbilder um. Seine Aphorismen mit der Judenfeindlichkeit vernichtete er 1945. Zum Glück erwischte er nicht alle. Die restlichen sind nun Zeitzeugen. Seine Bilder wurden bereits 1938 wieder aus der Ausstellung „Entartete Kunst“ entfernt. Seine sog. „ungemalten Bilder“ entstanden meist schon vorher – als Zugabe/Beilage für seine Biographie u.u.u. Ich finde es gut, dass nach diesen Erkenntnissen (2019) unsere Kanzlerin das Bild abgehängt hat. Auch ich werde ein Bild abhängen, dass ich als Hommage an Nolde gemalt hatte.
Ja, er wurde 1941 mit Berufsverbot versehen, das aber auf hohem Niveau.
Nach 1945 griffen viele begierig seine Mär vom entarteten und geächteten Künstler auf. Er bastelte fleißig an seiner Reputation, bekam sogar einen Orden der Bundesrepublik Deutschland. Erst eine Forschungsarbeit hat dieses Jahr die Diskrepanz zwischen Schein und Sein aufgedeckt.
Ich freue mich, dass unser Land nun endlich mehr und mehr sensibler mit Rechtsnationalismus umgeht.